Resonanz
Gast , 1 ResonanzStudentenkneipe - an der Theke sitzend:
Resonanz
In mir tauchte das Bild einer Wechselstube auf, leidende Seelen tauschten Sprache in Schmerz, die Qualen als lingua franka, Worte als ultimative Währung. Langsam, weil das Bild in meinem Kopf wie Honig Richtung Ausgang rann, musste ich mich in diesem Tableau verorten.
Davon unbekümmert, frohgemut und schöngeistig plapperten sie zueinander, miteinander, gegeneinander. Es glang mir immer weniger, nicht zum Resonanzkörper dieser Schwingungen zu werden, so dass ich nach etwas suchte, auf das ich mich fokusieren konnte.
Ich fand etwas am nächsten Tisch sitzen. Es war ihr eine gewisse metamorphose Schönheit zu eigen, die darauf schließen läßt, dass sie einmal eine Frau gewesen sein konnte. Die Tasse Kaffee, die vor ihr stand, hatte sie nicht angerührt und ließ sie stehen, als sie zu mir an die Theke kam - womöglich, weil sie meinen Blick bemerkt hatte.
ich fragte: Wollen sie ihren Kaffee dort stehen und kalt werden lassen?
Sie antwortete: Wenn Sie die Wahrheit wissen wollen - die ist wie ein Rudel Hyänen in der Wüste, die mich einst verfolgten, bis ich nicht mehr laufen konnte, sie mir in meine Kehle bissen, so dass sich ihr Speichel mit meinem Blut zu einer Wahrheit mischte, um die ich nicht mehr länger herum kam, selbst zur Hyäne wurde. Manchmal kaufe ich ein Lotterielos und werfe es ungeöffnet weg, manchmal bestelle ich einen Kaffee, ohne ihn zu trinken - ohne Grund, oder weil ich es morgen wieder tun werde.
Dann stand sie auf und verließ den Raum. Ich blieb sitzen und dachte darüber nach.
"Wollen Sie ihren Kaffee nicht trinken? Der ist doch gewiß schon ganz kalt - schade drum."
Das war an mich gerichtet...Seite 1 von 1 [ 1 Beitrag ]
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